Die Relevanz der Blockchain-Technologie ist auch in der Versicherungsbranche spürbar. Und die Erwartungshaltung gegenüber der Technologie, die die Geschäftsprozesse in der Versicherungsbranche verändern soll, ist gross. Für Kunden als auch für Versicherungen bieten sich durch den Einsatz einige Vorteile. So sind die Daten, die transparent ausgetauscht werden können, fälschungs- und somit auch betrugssicher. Neben dem Sicherheitsaspekt bietet die Technologie eine verbesserte Customer Journey und Effizienzgewinne durch automatisierte Prozesse für die Versicherungswirtschaft und somit ein hohes Wertschöpfungspotenzial. Welche weiteren Vorteile die Blockchain-Technologie bietet, welche Szenarien denkbar sind und warum sie noch nicht kommerziell eingesetzt wird, lesen sie hier:
Schnelle Schadensbearbeitung durch Smart Contracts
Die Blockchain-Technologie wird aktuell vorwiegend für sogenannte Smart Contracts eingesetzt. Diese Protokolle bilden Verträge ab und die Rahmenbedingungen werden zwischen dem Unternehmen und der zu versichernden Person direkt in dem Code festgehalten. Der digitale Vertrag ist anschliessend selbstausführend. Das bedeutet, dass die Verträge dann in Kraft treten, wenn bestimmte und vertraglich festgehaltene Ereignisse eintreten. Das kann beispielsweise ein Schadensfall sein. Dank der Technologie ist keine manuelle Überwachung erforderlich, da der Prozess automatisiert angestossen wird. Sind die Bedingungen für einen Schadensfall erfüllt und durch den Algorithmus validiert, wird eine Transaktion ausgelöst, die in einem „Block“ festgehalten wird.
Hinter dem Algorithmus der Smart Contracts stecken oft „Wenn-Dann-Funktionen“. Die Developer definieren dabei vorab, welche Bedingungen und Handlungen erfüllt sein müssen, die anschliessend automatisiert ausgeführt werden. Damit entfällt auch der Mittler beziehungsweise die dritte Partei für die vertragliche Vereinbarung.
Für den Versicherungsnehmer bedeutet der Einsatz der Technologie sowohl hohe Sicherheit als auch eine grosse Transparenz. Zudem wird der Prozess, einen Schadensfall zu melden und eine Auszahlung von der Versicherung zu erhalten, für ihn vereinfacht. Auf der anderen Seite profitieren die Versicherungen von einer Kostenersparnis, da die festgehaltenen Vertragsbedingungen für einen Schadensfall nicht manuell überprüft werden müssen.
Risiken eindämmen und Abläufe vereinfachen
Die Einsatzmöglichkeiten von Smart Contracts und der Blockchain-Technologie lassen aber auch andere Szenarien denkbar werden: Die Einführung von IoT in der Automobilbranche in Verbindung mit der Blockchain kann für die Versicherungswirtschaft von grossem Wert sein. Denn dadurch können grosse Mengen von Daten gesammelt werden, die für Versicherungsmodelle und die Risikobewertung wichtig sind.
Ein Beispiel findet sich bei Kfz-Versicherungen. Es ist denkbar, dass vom Auto gesammelte Daten wie Fahrtstrecke, Zeit und Geschwindigkeit als verschlüsselte Daten an den jeweiligen Versicherer gehen. So lassen sich Hochrisikofahrer erkennen und die Police wird automatisch durch den Smart Contract und dessen „Wenn-Dann-Funktion“ angepasst: Wenn der Fahrer X-mal innerhalb eines bestimmten Zeitraums die Höchstgeschwindigkeit um X Prozent übersteigt, dann wird die Police um X Prozent erhöht.
Ähnlich können solche Daten auch auf eine andere Weise genutzt werden. Sollte es zu einem Unfall kommen, ist es vorstellbar, dass die im Auto verbauten Sensoren den Vorfall automatisch an die Versicherung melden. Durch die Vernetzung aus IoT und Smart Contracts können dann weitere Prozesse automatisch angestossen werden: Alle Informationen können gesammelt und an wichtige Einrichtungen, wie medizinische Dienste oder Werkstätten, weitergeleitet werden. Das bedeutet nicht nur für den Versicherungsnehmer eine erhebliche Erleichterung.
Vernetzte und manipulationssichere Daten durch die Blockchain-Technologie
Ein grosser Vorteil für die Versicherungsbranche ist, dass das gegenseitige Vertrauen und die Transparenz von Versicherungsnehmer und Versicherung erhöht werden. Im Schadensfall werden die Meldungen kundenorientiert, schnell und transparent bearbeitet. Durch die Verbindung mit IoT gibt es weitere grosse Potenziale, neue und flexible Versicherungsprodukte zu etablieren.
Das spielt auch eine grosse Rolle in der optimalen Patientenversorgung bei Krankenversicherungen. Sensible Patientenakten können fälschungssicher auf der Blockchain hinterlegt werden. So hätten Ärzte und auch Versicherungen Zugriff auf die Daten der Patienten und können diese optimal versorgen und den bürokratischen Aufwand stark verringern.
Ein weiterer Vorteil der Blockchain-Technologie, der für Versicherungen generell eine grosse Rolle spielt: Durch den Einsatz kann Versicherungsbetrug und Missbrauch verhindert werden. So werden Versicherungsgelder nur an den Antragsteller herausgegeben, wenn sich dieser auch an die im Vertrag festgelegten Bedingungen gehalten hat – also die Geschwindigkeit beispielsweise nicht mutwillig überschritten hat.
Wird sich die Blockchain im Versicherungswesen durchsetzen?
Im Moment gibt es einige Pilotprojekte unter anderem von einigen Versicherungen, die das Potenzial des Einsatzes der Blockchain-Technologie überprüfen und vorantreiben. Aber bis zu einer kommerziellen Nutzung der Technologie sind noch einige technische und rechtliche Fragen – auch im Hinblick auf die DSGVO – zu klären.
Des Weiteren ist das Interesse von vielen Versicherungen noch verhalten, was die Blockchain anbelangt.
Ob sich die Blockchain-Technologie am Ende in der Versicherungsbranche durchsetzt, wird sich zeigen. Dennoch bietet die Technologie im Allgemeinen viele Chancen, um neue Kunden zu gewinnen und diese auch zu binden. Die Kombination aus sicherem Access-Management und Blockchain-Technologie schafft eine stärkere Vertrauensbasis mit dem Nutzer und reduziert zudem Betrugsversuche auf Händlerseiten.